Rassebeschreibung

Der Kurzhaarige Schottische Schäferhund
von Marijke van der Noorda-Meertens

Der kurzhaarige schottische Schäferhund oder Kurzhaarcollie stammt aus England und hat womöglich eine längere Geschichte als der Langhaarcollie. Für das Vorkommen des Kurzhaarcollies gibt es nur wenige Beweise, die in der Zeit vor 1800 hineinreichen. Mrs. Irish Combe, eine gute Kennerin der Hütehunderassen in England, schreibt, dass der Kurzhaarcollie zu einer der Rassen gehörte, die von den Römern nach England gebracht wurden, um ihnen zu helfen, das Vieh zum Markt zu treiben. In Northumberland gibt es ein Denkmal aus dem 14. Jahrhundert, auf dem die Darstellung eines Kurzhaarcollies zu sehen ist.
Der Kurzhaarcollie – eher ein „gewöhnlicher Arbeitshund der Bauern“ – wurde gezüchtet, um dabei zu helfen, das Vieh über große Strecken von einem Ort zum anderen – z.B. zu Märkten – zu treiben. Dieses Vieh bestand nicht nur aus Schafen, sondern auch aus kleinen, häufig sehr störrischen Kühen. Darauf begründet man den temperamentvollen Charakter sowie den ausgesprochenen Hüte- und Treibinstinkt des Collies. Im Gegensatz zum Langhaar- hat der Kurzhaarcollie in den letzten hundert Jahren sein Äußeres nur wenig verändert. Der Kurzhaarcollie ist ein eleganter und aktiver Hund. Im Rassestandard wird er beschrieben als fröhlich und freundlich, ohne eine Spur von Nervosität, Aggressivität oder Angst. Seine gut nach hinten angelegten Schultern und seine gut gewinkelte Hinterhand zeugen von seiner Fähigkeit, schnell und ausdauernd zu laufen. Dabei vermag er auch besonders gut zu wenden. Sein Gesichtsausdruck deutet auf hohe Intelligenz hin. Sein schön gebogener Nacken sowie sein stolz getragener Kopf geben den Eindruck, dass er ständig in die Ferne schaut. Der Kopf des Collies muss lang sein. Nicht nur dieser keilförmige Kopf verleiht dem Collie die ihm eigene Schönheit; der Kopf muss auch im Verhältnis zum Körper sein. Dies macht es dem Collie möglich Pferde und Kühe zu treiben – was allerdings nicht ungefährlich ist. Er arbeitet auf Sicht und Gehör. Seine Augen sind mittelgroß und mandelförmig. Wenn er aufmerksam ist, trägt der Collie die Ohren zu zwei Dritteln hoch und nach vorne. Insgesamt muss der Kurzhaarcollie eine elegante, starke, intelligente und anziehende Erscheinung sein.

Der Charakter 

Der Kurzhaarcollie ist ein aufgeweckter, intelligenter Hund. Er interessiert sich für alles, was um ihn herum geschieht, und mischt sich in alles ein. Es ist ihm wichtig, geschätzt zu werden. Immer versucht er, seinem Menschen einen Gefallen zu tun, ohne jedoch sklavisch dessen Befehlen zu folgen. Mit einem Kurzhaarcollie erleben Sie daher immer wieder Überraschungen! Seine Frohnatur und seine Schläue machen aus dem Kurzhaarcollie einen guten Arbeitshund für jene Menschen, die sein eher selbständiges Auftreten in gute Bahnen leiten können. Kurzhaarcollies besitzen eine gewisse Unabhängigkeit und ergreifen gerne die Initiative. Dies ist das Merkmal von Hütehunden, denen von Beginn an, ein gewisser Raum zugestanden wurde, um selbst Entscheidungen treffen zu dürfen. Der Kurzhaarcollie ist ein sehr empfindsamer, sehr sensibler Hund und deshalb passt er nicht zu jedem. Doch er selbst hat ein großes Anpassungsvermögen. Er ist sehr „menschgerichtet“. Er ist ein lebendiger und agiler Hund, der es mag, mit anderen Hunden zu rennen. Ein kleines Ründchen an der Leine um den Block genügt nicht, um seinen Drang nach Bewegung zu befriedigen. Beim Spaziergang entfernt sich der Kurzhaarcollie meistens nicht weit weg von seinem Menschen; dies heißt aber keinesfalls, dass er nicht jagt. Kurzhaarcollie lieben es, Vögeln und Kaninchen nachzulaufen, aber sie sind leichter als andere Rassen zurückzurufen. Wenn es genug Bewegung gehabt hat, verhält sich der Kurzhaarcollie im Hause ruhig.  Er lernt schnell, aber seine Empfindsamkeit verlangt dem Menschen bei der Erziehung viel Einfühlungsvermögen, Geduld und Zuneigung ab. Strenge Befehle mit Kettenrasseln wird dem Kurzhaarcollie nicht guttun. Im Gegenteil – dadurch wird er noch ungehaltener. Weil der Kurzhaarcollie schnell lernt, langweilt er sich, wenn zu lange und zu oft auf dieselbe Art mit ihm trainiert wird.
Der Kurzhaarcollie ist eine Rasse, der man leicht ein neues Kunststück oder Kommando beibringen kann. Aber einen Kurzhaarcollie so zu trainieren, dass er immer und unter allen Umständen sofort gehorcht, ist ein Problem und erfordert viel Geduld, Humor und Abwechslung. Sie können es Intelligenz, Empfindsamkeit oder wie auch immer nennen: nur weil Sie es sagen, wird der Collie nicht von einem hohen Turm springen. Das bedeutet, dass er beim Agility-Lauf öfter als einmal seinen eigenen Parcours läuft.
Charakteristisch für einen Kurzhaarcollie ist auch, dass er seine Familie vergöttert. Der Kurzhaarcollie kann mit jedem anderen Haustier und mit Kindern gut umgehen, vorausgesetzt er hat das von jung auf gelernt. Der Kurzhaarcollie muss in der Familie leben. Er ist bestimmt kein Zwingerhund. Wenn ein Kurzhaarcollie in einem Zwinger oder in einer Familie ohne Ansprache, Spiel, Training und Kontakt zu Menschen gehalten wird, verkümmert er und kann ängstlich und/oder aggressiv werden. Der Kurzhaarcollie ist eigentlich kein ausgesprochener Gruppenhund. Er ist sehr individualistisch eingestellt. Schon ein acht Wochen alter Welpe zeigt seinem Menschen und seiner Familie seine bedingungslose Liebe. Einen älteren Kurzhaarcollie anderswo unterzubringen ist demnach in vielen Fällen keine gute Sache.

Die Pflege

Das Fell eines Kurzhaarcollies ist nicht – wie viele meinen – einfach zu pflegen. Man muss bedenken, dass ein kurzhaariges Fell viele Haare abgibt. Vor allem in der Zeit, in der er haart, müssen Sie den Hund sehr oft bürsten und kämmen. Auch finden Sie ständig Haare auf dem Fußboden. Der Kurzhaarcollie hat eine sehr dichte Unterwolle, die Sie während des Haarens ebenfalls ganz auskämmen müssen. Verglichen mit dem Langhaarcollie ist der Kurzhaarcollie allerdings schneller sauber, und Schmutz sowie Blätter fallen bereits vor der Haustür von ihm ab.  

Rassestandard

(Quelle: ClubReport 6.2020 –   Aus: De Hondenwereld, Januar 2001,
S. 6-8 – Übersetzung aus dem Niederländischen: Werner u. Susanne Mießen-Reynders) 

 

 

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